Paul Hindemith: Mörder, Hoffnung der Frauen / Der Dämon


1987 / Wergo
Radio-Symphonie-Orchester Berlin, RIAS-Kammerchor

Während des Ersten Weltkriegs war Paul Hindemith (1895-1963) in Nordfrankreich und Belgien stationiert und erlebte dort die Gräuel des Krieges. Nach seiner Rückkehr schrieb er die einaktige Oper Mörder, Hoffnung der Frauen (1919) und drei Jahre später die Tanz-Pantomime Der Dämon. „Verstörend“ ist wohl das Wort, das Inhalt, Darstellungsweise und Musik dieser expressionistischen Werke am besten trifft. Man muss nicht lange überlegen, welche Ereignisse Hindemith hierdurch verarbeiten oder der Welt vor Augen führen wollte.

Eine Inhaltsangabe mit klarem Handlungsstrang ist bei der Oper Mörder, Hoffnung der Frauen kaum möglich. Sie basiert auf einem abstrakten Text von Oskar Kokoschka mit widersprüchlichen Textpassagen, die Momentaufnahmen zerrissener Charaktere markieren. Als Personen der Oper gibt Hindemith an: Der Mann (Bariton) – Die Frau (Sopran) – Erster Krieger (Tenor) – Zweiter Krieger (Bass) – Dritter Krieger (Tenor) – Erstes Mädchen (Sopran) – Zweites Mädchen (Alt) – Drittes Mädchen (Sopran) – Krieger – Mädchen. Sex und Gewalt kommen unverblümt auf die Bühne. „Die Frau“ ist fasziniert und gleichzeitig abgestoßen vom „Mann“. In einer besonders brutalen Szene lässt der Hauptmann die Anführerin der Frauen brandmarken. Mörder, Hoffnung der Frauen bildet den ersten Teil eines Triptychons zu dem auch Hindemiths Nusch-Nuschi und Sancta Susanna gehören – letzteres eines der größten Skandalstücke der Musikgeschichte.

Die gut halbstündige Tanz-Pantomime Der Dämon op. 28 verrät bereits durch die Titel ihrer Tänze die Brutalität ihrer Handlung: z.B. Tanz der geängsteten Schwalben, Tanz des Giftes, Tanz der Schmerzen, Tanz der Brutalität. Ein Dämon vergiftet zwei Schwestern mit seinem Atem, nimmt sich die eine und hetzt somit die andere gegen sie auf. Am Ende überlässt er die beiden sich selbst und ihrem Hass.

Für das Verständnis von Hindemiths Gesamtwerk lohnt es sehr, sich mit diesen frühen Kompositionen auseinanderzusetzen. Von Gerd Albrecht liegen alle drei Teile des Triptychons auf verschiedenen CDs vor.

Werke:
Mörder, Hoffnung der Frauen. Oper in einem Akt op. 12. Text: Oskar Kokoschka
Der Dämon op. 28 Tanzpantomime in zwei Bildern von Max Krell

Solisten:
Franz Gundheber: Bariton (Mann) / Gabriele Schnaut:  Sopran (Frau) / Wilfried Gahmlich: Tenor (1. Krieger) / Victor von Halem: Bass (2. Krieger) / Bengt-Ola Magnusson: Tenor (3. Krieger) / Lucy Peacock: Sopran (1. Mädchen) / Gabriele Schreckenbach: Alt (2. Mädchen) / Beatrice Haldas: Sopran (3. Mädchen)