Alexander von Zemlinsky: Der Traumgörge


1988 / Capriccio / Gesamtaufnahme (2 CDs) / Weltpremiere
Rundfunk-Sinfonieorchester Frankfurt

Fast 75 Jahre lang musste Der Traumgörge auf seine Uraufführung warten. Wir verdanken sie der Nürnberger Oper, die sie im Jahr 1980 zum ersten Mal auf die Bühne brachte. Acht Jahre später erschien die erste CD-Gesamtaufnahme des Werkes mit dem Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt unter der Leitung von Gerd Albrecht.

Der Traumgörge ist Alexander von Zemlinskys dritte Oper, und er schrieb sie für die Wiener Hofoper, deren Direktor Gustav Mahler sie in der Saison 1907/08 aufführen wollte. Dieser verließ das Haus jedoch vorzeitig, und sein Nachfolger Felix Weingartner strich die Premiere vom Spielplan, obwohl das Werk sogar schon fertig geprobt worden war. Zemlinsky litt sehr unter dieser Zurückweisung, hielt er seine Oper doch selber für gut. Zudem hatte er sie unter dem Eindruck seiner unglücklichen Liebe zu Alma Schindler (der späteren Ehefrau von Gustav Mahler, Walter Gropius und Franz Werfel) komponiert und viel Persönliches hineingelegt.

Die Oper, zu dert Leo Feld das Libretto verfasste, vereint zahlreiche charakteristische Elemente des Fin de siècle, so besonders den Widerspruch zwischen Fiktion und Wirklichkeit und die Flucht in eine Traumwelt. Im Mittelpunkt der Handlung steht der weltfremde Pfarrerssohn Görge mit seinem Wunsch, alle Träume lebendig werden zu lassen. Auf der Suche nach seiner ihm im Traum erschienenen Prinzessin verlässt er sein Heimatdorf und trifft in der Fremde auf die als Hexe gebranntmarkte Gertraud. Um sie zu schützen kehrt er mit ihr in seine Heimat zurück, heiratet sie und erkennt in ihr die Prinzessin, die ihm ehemals im Traum erschienen war.

In ihrer hochromantischen Expressivität erinnert die Musik an Wagner, Mahler und Strauss, trägt dabei aber die ganz unverwechselbaren Züge ihres Schöpfers. Wie in seiner späteren Oper Der Zwerg trifft Zemlinsky den Hörer passagenweise mit quälend emotionaler und gleichzeitig berauschender Schönheit.

Gerd Albrecht standen bei seiner Aufnahme das Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt, der Chor des Hessischen Rundfunks, sowie als Sänger u.a. Pamela Coburn, Janis Martin, Josef Protschka, Hartmut Welker zur Seite.